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Bös’ Leut’ gibts nicht

Diese Devise ziert die “Eurasische Symphonie” von Holm van Zaitchik; erschienen bei Azbooka-Verlag in St.-Petersburg, geschrieben von einem sowjetischen Agenten holländischer Abstammung in China, der sich momentan aller Wahrscheinlichkeit nach in Tibet aufhält.

Unsere Geschichte aber fängt im tiefen Mittelalter Rußlands an. Das ganze Land ist von den Mongolen besetzt.
Das ganze Land?
Nein!

Nun, dies soll keine Übertragung einer Gallier-Geschichte auf russischen Boden sein, sondern ein Teil der offiziellen Geschichtsschreibung, ob des Zaren- oder Sowjetreiches. Mongolische Horden sollen aus dem Nichts erschienen sein, plünderten und brandschatzten alles, was ihnen über den Weg kam, brachen jeglichen Widerstand, um lange 300 Jahre über das Land zu herrschen. Entsprechend gefeiert wurden die wenigen Versuche, das Sklavenjoch abzustreifen; Jahrestage einer gewonnenen Schlacht werden immer noch begangen, trotz ihrer bescheidenen Folgen.
Dieses einfache Geschichtsbild zwang die Historiker allerdings auch zu manch’ strapaziöser Übung. So war es schlichtweg unerklärlich, weswegen die russischen Fürsten unbekümmert ihren täglichen Zwistigkeiten nachgingen, statt sich angesichts des Überfalls zu verbünden. Auch die Tatsache, daß die Neuankömmlinge recht bald keine Bedenken hatten, den Glauben ihrer neuen Untertanen anzunehmen; oder das Treuegelöbnis russischer Fürsten dem Chan gegenüber just nach dem erwähnten Sieg — all dies wollte in das vorgezeichnete Bild nicht passen.
Die Fragen sammelten sich und sprengten im XX. Jahrhundert die von der offiziellen Geschichtsschreibung auferlegten Zäume. Plötzlich stand es im Raum: “Gab es dies mongolo-tatarische Joch überhaupt?” Diese These mit Variationen, wenn auch ein wenig häretisch, verhalf zu einem wesentlich widerspruchsärmeren Zeitbilde.
Die Argumente zu wiederholen wäre an dieser Stelle müßig. Von Bedeutung ist ein Ereignis: Der später von der orthodoxen Kirche heiliggesprochene Fürst Alexander Newski verbrüderte sich im Jahre 1260 mit dem Chanen Sartak.

Genau hier setzt van Zaitchik mit seiner Geschichte an.
Sie spielt aber nicht im Mittelalter, sondern in der Jetztzeit. Denn die beiden Fürsten schufen keien kurzlebigen Kriegerbund; Ordo-Rus, oder auch Ordus, wie das Land schon kurz danach genannt wurde, fußte auf Gesetz. Zwei Gesetze, um genauer zu sein: Chan Tschingis, Mitregent Sartaks, überbrachte den Russen seine “Große Jassa”, was diese mit der “Rußlands Wahrheit” entgegneten.
Jene Rechts-Schaffenheit hatte bald ihre anziehende Wirkung, sodaß im Laufe der Zeit nicht nur China und andere dem Bund beitraten, das Geistesleben konnte auch nicht unberührt bleiben. Schließlich sagte schon Konfuzius, nach hundert Jahren wohltätiger Regierung bedürfe es keiner Hinrichtungen mehr. Und da die Kaiser durchaus woltätig waren, konnte das Land am Ende des XX. Jahrhunderts milde auf jene Barbaren herabblicken, die im fernen Westen noch auf niederen Zivilisationstufen verharrten.

Ein mildes, reiches, eigenes Land. Ein Reich. Ein Dorn im Gesäß jener, die Reichsgedanken als zwanghaft totalitäres Unterdrücken alles Andersdenkenden verstehen, die Freiheit als Rechtfertigung des Verbrechens sehen, die Zivilisation als ausschließlich westliches Gedankengut auffassen.
Ein gutes Buch. Leider ist die Hoffnung gering, es auf barbarische Sprachen übersetzt zu sehen. Chinesisches Original und russische Übersetzung liegen allerdings vor. Also, ab in die Lernstuben!

In dieser Sammlung sind einige Artefakte des Landes Ordus versammelt. Zum besseren Verständnis ihrer Entstehung kann die Seite van Zaitchiks empfohlen werden.

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